Rechts Unten – Grüße Aus Tralien und Tassien

Melbourne und Tasmanien
auf 2 Rädern

25.1.2020:
Die Flugdistanz von Auckland nach Melbourne beträgt ca 2700km. Ganze 4 Stunden dauert der Flug. In den letzten 4 Wochen haben M. und ich deutlich mehr Kilometer in Neuseeland im Wohnmobil zurückgelegt. Doch nun sitze ich alleine im Flieger, im Anflug auf Melbourne, während sie nun noch eine Stunde warten muss, um über Singapore und Frankfurt wieder zurück nach Hause zu kommen. Ich fühle mich noch etwas verloren, es war ein trauriger Abschied in Auckland. Gleichzeitig bin ich gespannt, was mich in Australien erwartet.

Nachdem der Pilot in Melbourne das Flugzeug auf der Landebahn abgeworfen hat, besorge ich mir als Erstes eine Travel-SIM: 60GB Datenverkehr, Freiminuten und Frei-SMS nach Deutschland, das ganze für 25 Dollar. Hält leider nur 28 Tage, daher kaufe ich gleich 2 Karten, schließlich werde ich ca 60 Tage hier sein.

Dann mit dem Skybus in Richtung meiner Unterkunft für die nächsten 3 Tage in der Innenstadt. Im Bus begegne ich Tim, der durch seine Freundlichkeit stellvertretend für alle Australier alle meine Einstellungen Autralien gegenüber auf Positiv stellt. Es stellt sich heraus, dass er in der Nähe meiner Unterkunft wohnt. Kurzerhand bietet er an, mich zu meiner Unterkunft zu geleiten, was er auch tut, und schenkt mir sogar noch seine myki Metrokarte mit einem Restguthaben, damit ich hier vor Ort erstmal mobil bin. Wow. Mehr Gastfreundschaft geht nicht. In Deutschland zumindest ist so viel Gastfreundschaft sehr selten zu finden.

Ich kann wegen des „Australia Day“ erst am Dienstag morgen mein Leihmotorrad abholen. Der Australia Day wird jedes Jahr am Jahrestag der Landung der ersten Flotte aus Großbritannien in Sydney gefeiert. Der Feiertag ist nicht unumstritten, denn mit der Landung der Briten ist ja auch der Untergang der Aboriginals verbunden, die von den Briten nicht als Menschen, sondern als Bestandteil der Fauna angesehen und damit zum Abschuß freigegeben war. Wie dem auch sei, ich werde jetzt 2 Tage lang Melbourne erkunden. Mal sehen, was die Stadt noch alles für mich bereit hält.

Im Anflug auf Melbourne

26.1.2020: Ich lasse den Tag ruhig angehen. Erstmal ordentlich frühstücken. Mit der Espressomaschine in der Unterkunft lässt sich ein guter Flat White zaubern. Dann richte ich den Spot https://maps.findmespot.com/s/FYT0 ein, so kann man verfolgen, wo ich grade bin, und ich kann über Satellit auch Notrufe von überall absetzen, auch wenn dort jeweils kein Handyempfang ist.

Für den Nachmittag beschließe ich, erstmal auf dem QUEEN VICTORIA MARKET, dem größten Open-Air Markt der südlichen Hemisphäre, zu Mittag zu essen und danach eine Stadtführung mitzumachen. Treffpunkt ist um 15:00 Uhr neben dem Parliament House. Eine kleines internationales Grüppchen hat sich zusammengefunden, um 3 Stunden hinter Marc, unserem Stadtführer, hinterherzulaufen, der uns einen Blick hinter die Kulissen von Melbournes Zentrum gibt, mit etlichen historischen Anekdoten und besonders mit Insidertips zum Thema Bars und Ausgehen in Melbourne glänzen kann.

MARC´S AUSGEHTIPS: Berlin Bar (von einer Deutschen gegründet, gibt es zwei auch entsprechend gestaltete Teile, Ost- und Westdeutschland), State of Grace (Wenn man weiter durchgeht und hinten das Buch „Fall From Grace“ genauer untersucht, gelangt man in die Kellerbar mit eben diesem Namen), Section8 (Open-Air Bar im Käfig in Chinatown), Pizza Pizza Pizza (Ask for the secret menu!), die Trinket Bar (Eingang durch die Garderobe!), oder das Eau De Vie (eine Weltklasse Cocktailbar, die sich in einer schmalen Seitengasse hinter einer schlichten Holztür ohne besondere Aufschrift verbirgt). Mal sehen, morgen probiere ich die alle mal aus!

FLINDERS STREET STATION:

Die am 12. September 1854 eröffnete Flinders Street Station war der erste Bahnhof, der in einer australischen Stadt gebaut wurde. Gerüchten zufolge sind die Pläne für die Victoria Terminus (jetzt Chhatrapati Shivaji) Endstation in Mumbai versehentlich mit den Plänen für den Bahnhof Flinders Street in Melbourne vertauscht worden, im Rahmen eines weltweit organisierten Wettbewerb für den Entwurf eines neuen Bahnhofs in der Flinders Street. Der erste Preis bei diesem Wettbewerb ging an James Fawcett und HPC Ashworth, die für ihr französisches Renaissance-„Green Light“-Projekt 500 Pfund erhielten. Der Grund für die angebliche Verwechslung: die Endstation von Bombay hieß Victoria, und die Flinders Street Station liegt im Bundesstaat Victoria. Aber Verwechslung oder auch nicht: Sehenswert ist das Gebäude allemal: Einst war es der bevorzugte Treffpunkt in der Stadt, mit einem heute verlassenen Ballroom und einem verlassenen Boxclub. Mit 708 Metern ist der Bahnsteig 1 der längste Bahnsteig Australiens und angeblich der viertlängste der Welt. Der mit 1072m längste Bahnsteig der Welt befindet sich in einem Vorort von Kalkutta. Die Uhren, die an der Fassade des Bahnhofs angebracht sind, stammen aus den 1860er Jahren und zeigen auch heute noch die Abfahrtszeiten an. Anfangs wurden die Uhren manuell von einem Bahnbeamten bedient, der die Aufgabe hatte, die Zeiten mittels einer langen Stange im Durchschnitt 900 Mal an einem Acht-Stunden-Tag zu ändern. Heute werden sie automatisch bedient. So verändert die moderne Technik die Arbeitswelt.

STREET ART:

Melbourne ist international bekannt für sein vielfältiges Angebot an Straßenkunst und die damit verbundenen Subkulturen. Gegenüber dem Federation Square, der die Flinders Lane mit der Flinders Street verbindet, ist die kopfsteingepflasterte Hosier Lane wohl der zentrale Punkt der Straßenkunstszene der Stadt. Auf fast allem, was eine Oberfläche hat, ist eine kreative Spur hinterlassen worden, und manchmal sind es die kleineren, leicht zu übersehenden Stücke, die wirklich verblüffen. Manche Werke wie die von Banksy sind Millionen wert. Die haben nicht viel zu tun mit den stumpfen Schmierereien, die manche lächerliche HipHop Schwachmaten in Deutschland auf die VVS Straßenbahn applizieren. Doch auch hier scheiden sich die Geister, ob die bunten Werke legal oder illegal sind. Scheißegal, ist ja nicht meine Wand, und schön bunt und kreativ ist immer noch schöner als nur grau und hässlich.

EUREKA TOWER:

Marc hat günstige Tickets für das Skydeck im 88. Stock des Eureka Tower dabei. Morgen Abend werde ich dem 297m hohen, goldverzierten Wolkenkratzer am Yarra River einen Besuch abstatten. Melbournes beste Aussicht möchte ich auch gerne sehen!

FEDERATION SQUARE:

Das zentrale Stadtraster Melbournes wurde ohne einen zentralen öffentlichen Platz entworfen, der lange Zeit als fehlendes Element angesehen wurde. Dann gab es mal wieder einen Gestaltungswettbewerb, das machen die Australier anscheinend ganz gerne. Im Ergebnis gibt es seit 2002 einen offenen, als sanft abfallendes Amphitheater angeordneten Platz, der auf eine große Leinwand für öffentliche Veranstaltungen fokussiert ist, mit einem sekundären, geneigten Platzbereich an einer Ecke. Heute findet hier die Life Übertragung der Australian Open statt, die grade in der Stadt ausgetragen werden. Novak Dokovic gewinnt gegen Schwartzman. Wer wie ich keine Karten für das Turnier hat, kann hier das Turnier gut verfolgen, sofern Interesse besteht.

SHOPPING: The Block und The Royal Arcade auf der Golden Mile haben die üblichen Nobelgeschäfte im Angebot, die auch alle anderen Weltstädte zu bieten haben. Die Degraves Street kann mit den besten kulinarischen Feinheiten und Kaffeespezialitäten aufwarten. Dennoch finde ich hier nirgends ein Paar neue Sanuks.

27.1.2020:
Stadtrundgang im Kreis und nach oben. In der Ferne sehe ich den Hafen. Ob das da das Schiff ist, das mich morgen Abend nach Tasmanien schippert?

Melbourne Hafen vom Skydeck aus

28.1.2020: Heute heißt es: Zeitig aufstehen, Moped abholen. Die Verleihstation ist irgendwo in den westlichen Vororten von Melbourne, fast 40km außerhalb der Stadt. Nach einem kurzen Frühstück (die Espressomaschine werde ich vermissen) marschiere ich los zur Bushaltestelle um die Ecke. Umsteigen in Footscray Station ist in der Theorie einfach, doch den richtigen Bahnsteig zu finden in der Praxis nicht so ganz. Gut, dass ich einen Bus eher genommen habe, so kann ich nach kurzen, jedoch wegen des Gepäcks beschwerlichen Umwegen auf der richtigen Plattform auf meinen Zug nach Cobblebank Station warten. Dort holt mich Jerry, der Vermieter ab.

Mein Motorrad steht schon bereit. Die Maschine hat zwar schon 101000 km auf dem Tacho und hat einige optische Kampfspuren, ist aber technisch in Ordnung. Meine mitgebrachte Lenkererhöhung ist schnell montiert. Klamotten an, und ab die Post. Leider trübt eine Fehlermeldung im Display die Freude: „Lampf“ steht da. Die Fehlermeldung kenne ich gut, denn meine eigene BMW zeigt sie alle 10000 km, dann muss die Birne im Scheinwerfer getauscht werden. Doch diese Maschine hier hat einen LED Scheinwerfer, und das Licht geht einwandfrei. Jerry telefoniert kurzerhand mit der BMW Niederlassung und 30 Minuten später stehe ich im BMW Motorradzentrum. Das Problem ist nicht weiter tragisch, bloß das Fernlicht geht nicht, und ich habe nicht vor, auf Tasmanien in der Nacht herumzufahren. Jedoch muss die gesamte LED Scheinwerfereinheit getauscht werden. Das wird dann also gemacht, wenn ich in 2.5 Wochen wieder zurück bin. Naja, dann kann ich noch mal ein bisschen in Melbourne sein und muss dann nicht mal einen Parkplatz suchen.

Nachdem das also geklärt ist, fahre ich zum Strand und dem Pier, von dem nachher die „Spirit of Tasmania“ mit mir an Bord ablegen wird.

CheckIn und Boarding gehen reibungslos vonstatten, also Anker gelichtet, Leinen los – Tassie, ich komme!

Get ready for boarding

29.1.2020: Was für eine Überfahrt! Es geht ganz entspannt los. Die erste Stunde auf See verwöhnt uns mit schönen Aussichten. Die Sonne versinkt im glatten Ozean. Zeit, in die Bar zu gehen. Plötzlich erschüttert ein kräftiger Rummms das Schiff. Offenbar sind wir von einem dicken Brecher getroffen worden. Die See ist jetzt ziemlich rauh, das Schiff rollt schwer über die Wellen. Die Barfrau hat Mühe, die umgefallenen Gläser wieder sicher aufzustellen, und in der Toilette knallen die Türen auf und zu. Ich beschließe, ins Bett zu gehen. Mit Mühe erreiche ich die Kabine und lege mich in das passgenaue Bett.

Die Ankunft in Devonport ist für 6:00 geplant. Um 04:55 stehe ich auf und nach einer wohltuenden Dusche bin ich einer von wenigen an Deck, die einen wunderschönen Sonnenaufgang erleben können. Das Meer schaut mich an, als ob nichts gewesen wäre.

Nach einem kurzen Schwatz mit der Harley Owners Group Melbourne geht’s auch schon von Bord. Ich statte dem Mersey Bluff Lighthouse noch einen kurzen Besuch ab und fahre Richtung Westen. Im Westen regnet es sehr häufig, doch in den nächsten 3 Tagen ist auch dort Sonnenschein angekündigt, also nutze ich die Gelegenheit.

Über Stanley und West Montagu erreiche ich Marrawah. Hier befindet sich ein Einkaufszentrum mit Tankstelle, die letzte für die vor mir liegenden 171 km.

Marrawah Shopping Center

In Arthur River beziehe ich Quartier für die Nacht. Draußen brandet der Ozean gegen die Küste, während die Sonne sich hinter den Horizont verzieht und dabei ganz rot wird.

Der Film bis hierher:


30.1.2020:
Der Western Explorer Highway steht auf dem Programm. Einst eine Piste, die nur schwer und nur mit 4WD Fahrzeugen befahrbar war, heute schon eine ziemlich planierte Schotterstraße, die man auch mit einem Honda Civic befahren kann. Die Wildnis, durch die sie führt, ist aber doch ziemlich unberührt geblieben. Auf 70 km Strecke begegnen mir 3 Autos.

Hier ist die Deutsche Telekom für den Ausbau der Digitalen Infrastruktur zuständig

Gegen 14:00 erreiche ich Corinna. Hier gibt es zwar keinen Handy Empfang und auch kein Benzin, dafür aber ein solarbetriebenes Hotel inmitten der Wildnis mit einem guten Restaurant, herrlich angelegte Wanderwege und eine Fähre über den Pieman River.

Nach einer Wanderung durch den Urwald gibt es zum Abendessen einen Wallaby Salat und ein vorzügliches Pilzrisotto, dazu zwei Flaschen tasmanischen Birnencider. So einen Luxus hatten die Goldsucher hier zwar nicht, aber es war trotzdem deutlich mehr los als heute: während des Goldrausches gab es hier zwei Hotels, eine Poststation und etliche Geschäfte für die etwa 2500 Seelen, die hier ihr Glück suchten. Der größte hier gefundene Goldklumpen wog 6,6 kg. Heute stehe ich hier und sehe die selben Sterne, die die Leute früher hier schon gesehen haben. Das Firmament strahlt hier über mir so hell und klar, da brauche ich die Taschenlampe, an der der Schlüssel zu meiner Hütte befestigt ist, nicht.

31.1.2020:
Bevor es weiter Richtung Süden geht, steht noch eine Bootsfahrt auf dem Pieman River auf dem Programm. Les macht für mich eine spezielle VIP Tour: ich bin der einzige Fahrgast. Ich lerne, dass es männliche und weibliche Pinien hier gibt (wieder was gelernt), dass die Lovers Fall von einem Pärchen auf Hochzeitsreise entdeckt worden sind (und dabei hat das Paar einen 5kg Goldklumpen gefunden) und dass das am Fluss liegende Wrack der SS Croydon zwar als am Weitesten im Inland gelegene Wrack Australiens gilt, aber streng genommen gar kein Wrack ist, da die Besatzung aus lauter Angst, bei der Rückfahrt zu ertrinken, das Boot selbst versenkt hat.

Gebrauchsanweisung für die Fähre

Nach der Ausfahrt und einem schnellen Mittagessen fahre ich per Fähre über den Fluss und genieße den Fahrtwind, der mich bei den herrschenden 33 Grad Außentemperatur angenehm kühlt. Strahan ist das Ziel der heutigen Etappe. Auf dem Weg lege ich noch einen Stop in Trial Harbor ein, wo es anfängt, warm zu regnen. In Strahan nehme ich mir eine Hütte für zwei Tage. Das Warmregengebiet werde ich hier aussitzen. Danach sind wieder moderatere Temperaturen angekündigt. Nach zwei Tagen Dauerschwitzen sind das gute Aussichten.

1.2.2020:
Die Geschichte der menschlichen Zivilisation reicht am heutigen Macquarie Harbour etwa 35000 Jahre zurück. Die Toogee Aboriginals lebten hier, bis die ersten Europäer im Jahre 1815 kamen und begonnen, das Land einschließlich Flora und Fauna in Besitz zu nehmen. Die uralten Pinien wurden gefällt und zu Schiffen verarbeitet, die Tiere, zu denen nach damaliger Lesart auch die Aboriginals zählten, mit teilweise sportlichem Ehrgeiz gejagt. Der Tasmanische Tiger war das größte räuberisch lebende Beuteltier, das in geschichtlicher Zeit auf dem australischen Kontinent lebte. Nach Einführung von Schafen auf der Insel bekam er den Ruf eines blutrünstigen Jägers, obwohl in Wirklichkeit die meisten Schafe von verwilderten Haushunden getötet wurden. 1830 setzte die Regierung ein Kopfgeld von einem Pfund auf jeden erlegten Beutelwolf aus. Das letzte bekannte Exemplar starb 1936 im Zoo von Hobart.

Die Aboriginals erlitten ein ähnliches Schicksal: Die britische Kolonialisierung seit der Entdeckung Tasmaniens Anfang des 19. Jahrhunderts führte zu ihrer Verdrängung, die mangels Rückzugsgebieten und aufgrund der geringen Bevölkerungszahl der Tasmanier rasch in einen Genozid mündete. Hierbei hat sich ein gewisser John Batman besonders negativ hervorgetan, der in einem zweifelhaften Deal den Aboriginals die Insel abkaufte und später das heutige Gebiet von Melbourne fand, das er „Batmania“ nennen wollte. Ein knappes Jahrhundert nach ihrer Entdeckung durch die Engländer galten die Tasmanier als ausgerottet. Das letzte reinrassige, männliche „Exemplar“ William Lanne verstarb im März 1869, allerdings an Cholera und Ruhr.

Doch zurück zum Macquarie Harbour: Hier liegt heute Strahan, ein Touristendorf mit Geschichte. Lachsfischer haben hier ihr Auskommen, in der Gegend gibt es auch Zinnminen, und eine alte Eisenbahnlinie „West Coast Wilderness Railway“, auf der Dampflokfahrten durch den Regenwald angeboten werden. Im Park rund um den Manuka Creek kann man schön spazierengehen und mit etwas Glück eines der hier wohnhaften Schnabeltiere sehen. Das Wichtigste aber: Im Jahre 2012 wurde hier der Weltrekord im Wasserski aufgestellt: 145 Wasserskiläufer hinter einem Boot. Wenn das nichts ist!

Weiter vorne Richtung Meer befindet sich Hells Gate. Dieser Name ergibt sich daraus, dass diese Engstelle wohl mit einem Schiff schwer zu befahren ist. Vom Meer aus drängen die Gezeiten durch den schmalen Wasserstreifen, während das Süßwasser vom Inland kommend auf das Salzwasser trifft. So entstehen Strömungen, auf denen man manövrieren muss. 4WD und GS Fahrzeuge können hier bis ans Wasser vorfahren, an diesen besonderen Ort.

02.02.2020:
Schönes Datum heute. Ein Datumspalindrom, das erlebt man auch nicht oft. Der Tag beginnt mit Regen, ich mache mich dennoch auf die Socken. Im Landesinneren wird es besser. In Rosebery, einer künftigen Geisterstadt, sehe ich mir die Stitt Falls an, da der Ort außer einer Mine und eine Fish&Chips Laden sonst nichts zu bieten hat. Einen Flat White bekomme ich erst in der gemütlichen Tullah Lakeside Lodge. Doch das Wetter ist so ungemütlich, dass ich Richtung Nordosten fahre. Sogar am Cradle Mountain fahre ich heute erstmal vorbei, denn bei 9 Grad und Regen macht Wandern dort sicher keinen Spaß. Letztlich checke ich in Launceston bei 20 Grad und Sonnenschein ein. Also werde ich mir jetzt erstmal die Ostküste ansehen, und bei besserem Wetter wieder nach Westen fahren. Gut, dass die Insel so klein ist, dass man sie in einem Tag komplett auf schönsten Straßen durchqueren kann.

3.2.2020:
In Launceston war ich schon. Allerdings war das in Cornwall, vormals Europäische Union. Es war Namenspatron der heute zweitgrößten Stadt von Tassie, die Tassies nennen die Stadt Lonnie. Günstig im Tamar River Valley gelegen, kann sie mit etlichen schönen älteren Gebäuden aufwarten: die lahme Wirtschaft hat hier einen positiven Effekt gehabt, denn es war einfach nicht genug Geld da, um die Gebäude durch hässlichere zu ersetzen. Die Cataract Gorge Schlucht erreicht man nach einem kurzen Spaziergang von der Fußgängerzone, aber es fühlt sich an, als wäre sie viele Kilometer entfernt. Man betritt eine andere Welt, wenn man die Kings Bridge überquert und den Steig Richtung First Basin, Alexandra Suspension Bridge und dem längsten einspännigen Sessellift der Welt erwandert. Die Briten siedelten sich hier 1804 an, im Wettlauf um die Eroberung der Insel, den sie sich mit den Franzosen lieferten, und den diese leider verloren haben. Schade, denn hätten die Franzosen diesen Wettlauf gewonnen, den Siedlern und Touristen wären die Jahre der englischen Küche mit Fish&Chips, Mince Pie und labbrigem Weißbrot erspart geblieben. Die Foodies (wie man hier die Freunde guten Essens nennt) können heute allerdings glücklicherweise auch wenigstens hier auf Restaurants anderer Herkunft zurückgreifen. Ich freue mich jedenfalls über Sushi, Lamb Vindaloo mit Mango Lassi und Dänische Blätterteigteilchen.

Cataract Gorge

4.2.2020:
Auf der Suche nach mehr Sonnenschein verlasse ich Launceston. Zunächst besuche ich eine Schnabeltier-Rettungsstation, das Platypus House in Beauty Point. Die sind aber auch wirklich zu putzig, die kleinen Racker! So genau wie hier konnte ich die Kameraden in Strahan leider nicht sehen. Ich lerne, dass sie mit den Ameisenigeln, die mir jetzt schon zweimal über den Weg gelaufen sind, eine kuriose Gemeinsamkeit haben: beide sind Monotreme, eierlegende Säugetiere. Leider ist davon auszugehen, dass diese flauschigen Taucher wohl in 5-10 Jahren nicht mehr in freier Wildnis anzutreffen sein werden.

Über die Batman Bridge fahre ich Richtung Osten. Ich komme durch Bridport und biege links ab zu Croppies Beach. Hier treffe ich auf 4 junge deutsche Work and Traveller, die hier in den Dünen zelten. Ein himmlisches Plätzchen haben die sich ausgesucht. Nur dass der sowohl der nächste Supermarkt als auch die nächste Toilette eine halbe Autostunde entfernt sind, ist vielleicht etwas unbequem.

Bevor ich in St Helens absteige, statte ich dem Eddystone Point Lighthouse noch einen Besuch ab. Auf dem Weg muss ich aufpassen, keinen der Wombats oder Wallabys plattzufahren, die hier die Straße überqueren.

Eddystone Point Lighthouse

5.2.2020:
Heute möchte ich nur die Gegend rund um St Helens erkunden. Und da ist schon eine ganze Menge zu sehen! Als erstes ist die Bay Of Fire auf dem Programm. Strahlend weiße Strände, türkisblaues Wasser, hier und da orange Felsen, die der Gegend den Namen gaben, da es aussieht, als würden sie glühen. Auf wenigen Kilometern Weg finden sich so viele Fotomotive, dass man nicht weiß, welches nun das Beste ist. Ich bin nicht der Einzige mit diesem Problem.

Bay Of Fires

Später nehme ich doch noch einige wunderschöne Kurven unter die Räder: Ich fahre zum Little Blue Lake. Der See strahlt wirklich so schön wie versprochen. Und unterwegs halte ich noch an zwei echten Sehenswürdigkeiten, die jeweils einen kleinen Fußmarsch erforderlich machen. Aber kein Marsch ohne Grund! Zum Fuß des St Columba Falls, dem mit 90m Fallhöhe höchsten Wasserfall Tasmaniens, führt ein 600m langer, geschotterter Wanderweg durch den Regenwald herunter, den man natürlich auch wieder herauf muss.

Während seit der Entdeckung Tasmaniens in vielen Landstrichen hier Gold gesucht und gefunden wurde, gab es noch andere Bodenschätze, die ausgebeutet werden sollten. In den 1870er Jahren wurden Zinnvorkommen auf Tasmanien gefunden. Die Mine am Mt Bischoff im Nordwesten war seinerzeit die reichste Zinnmine der Welt. Doch auch hier im heutigen Blue Tier Forest Reserve wurde Zinn gefunden. Der Wald wurde gerodet und das Erz aus dem Zinnfeld abgetragen. Das Gestein wurde dann zunächst mechanisch zerkleinert, um das Zinn in weiteren Verarbeitungsschritten zu gewinnen. Die Zerkleinerungsanlage, die mittels Wasserkraft angetrieben eine Reihe von Stampfhämmern betätigt, ist verrostet und gammelt vor sich hin, während sie einen pittoresken Charme versprüht. Es gab zwar hier viel Zinnerz, allerdings gab es hier das Problem, dass es nicht genug Wasser gab, um die Zerkleinerungsanlage zu betreiben. So war letztlich die Mine unwirtschaftlich, und seit 1950 ist sie endgültig geschlossen. Die Reste der Zerkleinerungsanlage stehen aber immer noch mitten im Wald, der sich sein Territorium in der Zwischenzeit zurückerobert hat.

Anchor Tin Mine Stamper Battery

6.2.2020:
Heute steht nur ein Punkt auf dem Programm, aber der hat es in sich: Ich will die Jacobs Ladder erklimmen. Hierbei handelt es sich um die Zuwegung zum Mount Ben Lomond, einer 1572m hohen Erhebung im Nordosten Tasmaniens. Im Winter dreht sich hier oben ein kleiner Skizirkus, im Sommer (also jetzt) sind hier Wanderer unterwegs, die sich mal etwas abkühlen wollen. Die Gesteinsformationen sind spektakulär und offensichtlich vulkanischen Ursprungs, die Atmosphäre hier oben ist irgendwie unwirklich, was vermutlich an den heraufziehenden Wolken liegt.

Jacobs Ladder

Später kehre ich an die Ostküste zurück und beziehe in Bicheno eine Hütte für zwei Nächte. Morgen muss ich mal wieder meine T-Shirts waschen.


Der Film, dritter Teil:


7.2.2020:
Heute fahre ich nirgendwo hin. Ich nutze die Infrastruktur des Campingplatzes, und wasche meine Wäsche. Viel Arbeit ist es nicht, denn ich habe ja nur 7 Garnituren T-Shirt, Unterhose, Socken dabei. Jedoch fällt mir auf, dass die hier verbreiteten amerikanischen Toplader-Waschmaschinen die Wäsche im Grunde nur umrühren, aber nicht waschen. Nach der Wäsche muss man jedes Kleidungsstück nochmal von Hand ausspülen, um die Waschmittelreste zu entfernen. Ich frage mich ernsthaft, wieso sich diese Geräte hier durchgesetzt haben, und nicht etwa die guten Miele, Bosch oder Samsung Waschmaschinen!? Auch im Hinblick auf Türen und Fenster kann festgestellt werden, dass noch großes Verbesserungspotential besteht. Überall Schiebefenster mit zweifelhaftem und überall anderem Verschluss, Terrassentüren sind auf gleiche Weise gefertigt. Auch die Scheiben selbst bestehen nicht aus hochqualitativem Isolierglas. Velux und Roto könnten hier ein Vermögen verdienen! Doch der dominierende Hersteller hat vermutlich alle lokalen Handwerker auf der Gehaltsliste, sonst kann ich mir nicht erklären, wie sich dieser Murks durchsetzen konnte.

Ein Highlight im Ort ist allerdings das kleine, aber feine Motorradmuseum. Ein Motorradfahrer, der hier durchkommt, sollte hier unbedingt einen kurzen Stop einlegen. Der Besitzer betreibt vorne eine Werkstatt, in der man einen Ölwechsel durchführen lassen kann, während man das Museum im hinteren Teil besichtigt. Jetzt bin ich auf jeden Fall auch mal auf dem gleichen Boden gestanden wie Charley Boorman, der auch schon mal hier war.


8.2.2020:
Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet, sagte Hans-Magnus Enzensberger 1979. Die Hauptattraktionen reagieren auf den Ansturm der Touristen, indem sie ihn regulieren und kanalisieren. Am Cradle Mountain ist es nicht anders. Im vorderen Bereich des Parks befindet sich ein Besucherzentrum, in dem man Tickets für den Park kaufen kann/muss. Weiter geht’s von hier nur mit einem Shuttlebus, zumindest zwischen 8:00 und 19:30 Uhr. Ich habe mein Ticket für alle Parks in Tasmanien schon vorher online gekauft und könnte eigentlich gleich zum Dove Lake durchfahren, aber ich komme um 14:00 an, da hält mich die Schranke auf. Also nehme ich den Bus und fahre bis zur Endstation am Dove Lake, um ein Stück wieder zurück zu wandern. Nach einem etwa einstündigen Spaziergang auf dem Weg, der am Wombat Pool (ist da ein L zuviel?) und dem Lake Lilla vorbeiführt, besteige ich wieder den Bus und fahre zu meiner Hütte im Discovery Holiday Park neben dem Besucherzentrum. Heute Abend werde ich aber auf eigene Faust nochmal losfahren, wenn die Massen weg sind.

Abendstimmung im Cradle Mountain Nationalpark

9.2.2020: Die wirkliche Magie des Cradle Mountain Nationalparks kommt erst zum Vorschein, wenn die Menschenmengen den Park verlassen haben und die Dämmerung eintritt. Soviel konnte ich gestern Abend auf jeden Fall feststellen!

Aber heute ist Wandertag! Sehr hübsche Aussichtspunkte sind zu erwandern. Ich lasse mich mit dem Bus zum Dove Lake bringen und trete den Marions Lookout Trail an. Es ist eine schweißtreibende Angelegenheit, es geht durch naturbelassenes Gelände auf einem teils beplankten, teils mit Geröll angelegten Weg steil nach oben. Weiter oben ist ein kleiner Klettersteig zu absolvieren. Für moderat sportliche Leute ist die Wanderung aber durchaus zu machen. Die Anstrengung lohnt sich: Nach etwa 1,5 Stunden Aufstieg und etwa 400 Höhenmeter stehe ich oben auf einem Plateau, von dem aus ich eine wunderschöne Aussicht auf den Cradle Mountain, die unten liegenden Seen und auch die weiter entfernten Berge habe. Ich verweile eine halbe Stunde und trete den Rückweg an. Ich nehme aber nicht den gleichen Weg zurück, sondern folge dem Overland Track entlang dem Crater Lake, den Crater Falls und weiter bis nach Waldheim, dem nachgebauten Chalet des Park „Erfinders“, dem gebürtigen Österreicher Gustav Weindorfer, der vor über 100 Jahren schon so begeistert von der Gegend war, dass er einen Nationalpark daraus machte. Kleine Motorradfahreranekdote am Rande: Weindorfer starb im Mai 1932 im Park in der Nähe seines Chalets, als er versuchte, sein Motorrad anzutreten. Es sprang allerdings leider nicht an, stattdessen erlag Weindorfer an Ort und Stelle einer Herzattacke. Rund um sein Grab ist jedoch die beste Stelle, um bei Einbruch der Dunkelheit Wallabies, Wombats, Echidnas und Tasmanische Teufel zu beobachten und mit ihnen auf Tuchfühlung zu gehen.

Am Marions Lookout

10.2.2020:
Heute ist ein reiner Fahrtag. Ziel der Etappe ist Queenstown. Ich nehme den langen Weg und besuche die Hellyer Gorge, um dann über Waratha, Corinna, Tullah und die Mount Murchison Regional Reserve nach Queenstown einzurollen. Die Gegend ist vom Bergbau geprägt. Es sind aber heute nicht mehr viele Minen noch in Betrieb, was sich auch auf das Erscheinungsbild der Orte auswirkt. Man hat hier schon wirtschaftlich bessere Zeiten erlebt. Viele Häuser sind zu verkaufen. Ohne den Tourismus wäre hier wohl bald ganz tote Hose.

In der tasmanischen Wildnis

11.2.2020:
Queenstown war mal eine florierende Ortschaft – nach dem Abschwung des Goldrausches wurden große Kupfervorkommen entdeckt. Eine Eisenbahnstrecke zwischen Strahan, dem nahen Hafen, und Queenstown wurde gebaut und diese stellte eine wichtige Verbindung hier in die Wildnis dar, sowohl für Material als auch Personen. Das war nur möglich, weil ein Schweizer Ingenieur namens Abt ergänzend zu den Gleisen auch eine Zahnradspur auf den steilen Passagen verlegt hat – Damals revolutionär! Die Strecke verlor später an Bedeutung, als man auch mit dem Auto auf einer Straße die Ortschaft erreichen konnte. Die Strecke ist allerdings heute wieder als reine Touristenbahn, der West Coast Wilderness Railway, zu neuem Leben erwacht. Von Queenstown geht es Richtung Strahan den Berg hinauf. Wir haben die Tour gebucht, die nur zum höchsten Punkt auf der Strecke geht, dann geht es zurück. Ich bin im gleichen Wagen wie eine australische Pauschalreisegruppe, der letzte Wagen mit Balkon. Von meinen Mitreisenden sind allerdings offenbar einige nicht so richtig orientiert, wo sie sind und was sie hier machen. Der Zug ist 3 Waggons lang, also etwa 50m, vorne dampft deutlich erkennbar die Lok wie im Bilderbuch aus der Eisenbahnromantik. Noch am Bahnsteig fragt eine Frau, wo das Ende des Zuges sei, sie habe einen Sitzplatz im letzten Waggon. Ich deute auf unseren Waggon, doch sie ist nicht überzeugt und steuert weiter Richtung Lokomotive und steigt in den vorderen Waggon ein. Wir fahren los. Der Schaffner begrüßt alle freundlich und holt einige Anekdoten aus dem Koffer. Am Nebentisch fragt eine Frau ihren Mann, ob dieses ein Dieselzug sei. Nein, ein Dampfzug, das sei ja eben das Besondere, sagt er. Gut, wenigstens er hat sich den Zug, in den er eingestiegen ist, vorher angesehen. Auf der Strecke hält der Zug 2 Mal an, bevor er bei Dubbil Barril umkehren wird. Am ersten Stop können wir alle Gold suchen, am zweiten Stop ein Eis kaufen. Nach dem zweiten Stop fährt der Zug weiter, und nun werde ich von einer anderen Mitreisenden gefragt, ob wir jetzt schon auf dem Rückweg sind. Ob sie wohl denkt, der Zug hätte gewendet? Und wie hätte das gehen sollen? Später dürfte auch dieser Dame ein Licht aufgegangen sein, als tatsächlich in einer aufwändigen Prozedur die Lok abgekoppelt, auf einem Drehteller gewendet und dann am vorherigen hinteren Waggon angekoppelt wird.

West Coast Wilderness Railway

Nun zuckeln wir die knapp 20km gemütlich wieder zurück nach Queenstown. Für diese knapp 40km lange, 5stündige Fahrt hat die Lokomotive etwa 3000 Liter Wasser verbraucht.

Der Film zu diesem Abschnitt:


12. und 13.2.2020:
In Hobart hängen die Wolken tief. Nur oben auf dem Mount Wellington scheint die Sonne, was ich erst feststelle, als ich die Wolken durchbrochen habe und oben am Gipfel angekommen bin. Von hier hat man an sonnigen Tagen eine wunderschöne Aussicht über die Stadt, die Bucht, das Umland. Heute sehe ich nur die Wolken von oben und Selfie-Begeisterte Asiaten hier oben. Nach einer ruhigen Nacht geht es auf nach Bruny Island. An der Fähre fahre ich wie gewohnt nach vorne vor. Die Touristen in den Autos schauen mich genervt an, denn sie müssen warten. Am Kassenhaus sagt mir die nette Frau, die mir für 6 Dollar ein Ticket verkauft, auf dem Rückweg solle ich es genauso machen. Und genau so mache ich es.

The Neck / Bruny Island

14.2.2020:
Ganz Australien hat, zumindest für die westliche „Zivilisation“, als Strafkolonie bzw. Sträflingskolonie begonnen. Ursprünglich eine kleine Holzfällersiedlung, war Port Arthur von 1833 bis in die 1850er Jahre der Ort, an den die Briten ihre schlimmsten Verbrecher sowie diejenigen schickte, die innerhalb des Strafvollzuges zusätzlich irgendwelcher Vergehen schuldig wurden. So konnte man mit etwas Pech hier landen, wenn man ein Brot gestohlen hatte und der falschen Person Widerworte gegeben hatte. Das Gefängnis kam ohne Mauern aus, doch die natürliche Lage auf einer Halbinsel und die umgebende See machte jeden Fluchtversuch aussichtslos. Die Haftbedingungen waren allerdings sehr hart: Zwangsarbeit, keine Heizung, nur einen Satz Kleidung für 1/2 Jahr, Eisenketten an den Füßen usw. Auspeitschen war eine gängige Bestrafung, alternativ oder ergänzend auch Isolationshaft mit Schweigepflicht. Die jüngsten Insassen waren 9 (!) Jahre alt. Auf einer vorgelagerten Insel befindet sich der Gefängnisfriedhof. Von den Gebäuden stehen heute leider nicht mehr viele, und auch die verbleibenden sind nicht mehr komplett, da nach der Nutzung des Geländes als Gefängnis die Backsteine anderweitig verwendet wurden. Immerhin gibt es heute ein modernes Besucherzentrum, und ein Tagesticket beinhaltet eine 20minütige Bootsfahrt durch den Hafen zur Todesinsel, sowie eine 40minütige Guided Tour, ohne die man hier eigentlich nicht viel zu tun oder sehen hätte. Alcatraz hat da mehr zu bieten! Rund um Port Arthur sind allerdings einige wunderschöne Formationen in den Klippen: Die „Remarkable Cave“, „Hells Kitchen“ und der „Tasman Arch“.

Port Arthur

Da ich morgen noch Einiges auf dem Zettel habe, fahre ich noch weiter nach Swansea und schlafe mit Blick aufs Meer ein.

15.2.2020:
Der Blick auf die Wineglass Bay ist vermutlich eines der am Häufigsten fotografierten Motive Tasmaniens. Das gilt auch heute. Nach kurzer Anfahrt von 60km für die 18km Luftlinie parke ich auf dem Parkplatz, schließe Jacke und Helm am Motorrad fest und nehme den Aufstieg in Angriff. Das Wetter ist nicht so einladend. Kalter Wind bläst aus der Antarktis herüber, die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken. Manch andere Touristen bleiben heute lieber weg von hier, für mich ist heute aber die letzte Möglichkeit, diese etwa einstündige Wanderung zum Lookout zu machen, denn morgen früh fährt meine Fähre nach Melbourne ab. Und wer schon mal eine Wanderung in Motorradkleidung gemacht hat weiß, daß Wanderungen in Wanderkleidung angenehmer sind. Das bedeutet auf jeden Fall, dass ich nur bis zum Aussichtspunkt laufen werde und nicht den langen und steilen Weg weiter zum Strand selbst nehme. Einsame Wildnis hatte ich auch durchaus in ausreichendem Maße in den letzten 2 Wochen.

Wineglass Bay

Im Anschluss an die Wanderung mache ich mich allmählich auf Richtung Devonport. Ich nehme mal wieder den langen Weg und fahre über das Central Plateau, wo noch ein paar Kurven und Aussichten auf mich warten. Abendessen gibts in Deloraine in einem stilechten 50er Jahre Diner. Die Inneneinrichtung ist ein wunderschönes Sammelsurium an alten Zapfsäulen, Benzinschildern, alter Autowerbung und das Beste ist: Vieles davon kann käuflich erworben werden. Die Zapfsäule da hätte ich gerne für den Vorgarten in Lübeck. Jetzt aber flott noch ein paar Lebensmittel einkaufen und ab in die Hütte, morgen früh geht pünktlich die Fähre!

16.2.2020:
Pünktlich nach Sonnenaufgang weckt mich das Geflügel in der kombinierten Gemüsegartenvoliere neben meiner Hütte, in der ich vorzüglich geschlafen habe. Es ist Zeit, in Richtung Fähre zu fahren. 2 Stunden vor der für 9:50 anberaumten Abfahrt beginnt der CheckIn. Alles läuft ohne Probleme, die Prozedur ist von der Hinfahrt hinlänglich bekannt. Die Überfahrt verläuft sehr entspannt und als ich um 19:30 Uhr in Melbourne von Bord fahre, lasse ich 3700 Kilometer Tasmanien hinter mir. Hier beginnt ein neues Kapitel dieser Reise.


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So sieht der ungefähre Plan aus. Ob der so aufgeht?

Veröffentlicht von MoTranshumance

Born to Ride - Forced to Work

9 Kommentare zu „Rechts Unten – Grüße Aus Tralien und Tassien

  1. Traumhaft geht es weiter. Schön, dass Du uns Tasmanien zeigst. Scheint absolut lohnenswert zu sein. Hast Du die Anleitung zur Fährüberfahrt zumindest in Teilen eingehalten?
    Kannst gerne weiter machen

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    1. 🙂 Heute Vormittag habe ich gewartet, dass meine Bootsfahrt losgeht und einige Leute beobachtet, die die Anleitung genau beachtet haben. Ich selbst beachte natürlich nie eine Gebrauchsanweisung.

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  2. Habe jetzt nochmal ganz von vorne angefangen zu lesen und finde diese Marion einfach nicht. Nur so ein unrasierter Kerl in schlecht gewaschenen T Shirts.
    Tasmanien gefällt mir dank Deiner Schilderungen ausnehmend gut. Danke für die Erweiterung der Löffelliste

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    1. Bitteschön! Wombat Poo war viel da, vielleicht war das für Marion ungeeignet. Oder sie war auf der Flucht vor einem schlecht gewaschenen Kerl in unrasierten T-Shirts 🙂

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